Arztbesuche teurer? Arbeitgeberverbände plädieren für Praxisgebühr – Was Arbeitnehmer wissen müssen

2025-08-20
Arztbesuche teurer? Arbeitgeberverbände plädieren für Praxisgebühr – Was Arbeitnehmer wissen müssen
ZEIT ONLINE

Berlin – Die Diskussion um das deutsche Gesundheitssystem geht weiter. Nun schlagen Arbeitgeberverbände eine drastische Maßnahme vor: die Einführung einer Praxisgebühr bei jedem Arztbesuch. Ziel dieser Maßnahme ist es, das sogenannte „Arzt-Hopping“ einzudämmen, bei dem Patienten häufig verschiedene Ärzte für dieselbe Beschwerde aufsuuchen. Steffen Kampeter, Geschäftsführer des Bundesarbeitgeberverbands (BDA), befürwortet diese Idee und argumentiert, dass sie dazu beitragen könnte, die Kosten im Gesundheitswesen zu senken und die Ressourcen effizienter zu nutzen.

Was ist „Arzt-Hopping“ und warum ist es ein Problem?

„Arzt-Hopping“ bezeichnet das Phänomen, bei dem Patienten für dieselbe Krankheit oder Beschwerde mehrere Ärzte konsultieren, oft in kurzen Abständen. Die Arbeitgeberverbände sehen darin eine Belastung für das Gesundheitssystem, da es zu unnötigen Doppeluntersuchungen, unterschiedlichen Behandlungsansätzen und somit zu höheren Kosten führen kann. Zudem wird die Zeit der Ärzte beansprucht, die dann für andere Patienten weniger zur Verfügung steht.

Die Forderung nach einer Praxisgebühr

Der BDA schlägt eine sogenannte Kontaktgebühr oder Praxisgebühr vor, die jeder Patient bei jedem Arztbesuch zahlen müsste. Diese Gebühr soll nicht die Kosten für die Behandlung decken, sondern lediglich einen Beitrag zur Finanzierung der Praxiskosten leisten. Die genaue Höhe der Gebühr ist noch offen und müsste in einer politischen Entscheidung festgelegt werden.

Kritische Stimmen und mögliche Auswirkungen

Die Forderung nach einer Praxisgebühr stößt jedoch auch auf Kritik. Patientenverbände warnen davor, dass eine solche Gebühr den Zugang zur medizinischen Versorgung für Menschen mit geringem Einkommen erschweren könnte. Zudem stellt sich die Frage, ob eine Praxisgebühr tatsächlich das „Arzt-Hopping“ wirksam eindämmen kann, oder ob es lediglich dazu führt, dass Patienten bei Beschwerden den Arztbesuch ganz vermeiden. Ärzteverbände äußern Bedenken bezüglich des Verwaltungsaufwands, der mit der Einführung und Abrechnung einer Praxisgebühr verbunden wäre.

Alternative Lösungsansätze

Neben der Praxisgebühr gibt es auch andere Lösungsansätze, um das „Arzt-Hopping“ zu reduzieren. Dazu gehören beispielsweise eine bessere Koordination der medizinischen Versorgung, eine Stärkung der Rolle des Hausarztes als Bindeglied im Gesundheitssystem und eine Förderung der Patientenaufklärung über die richtige Nutzung medizinischer Ressourcen. Auch die Einführung von Behandlungspfaden und Leitlinien könnte dazu beitragen, Doppeluntersuchungen zu vermeiden und die Qualität der Behandlung zu verbessern.

Fazit: Eine komplexe Debatte

Die Forderung nach einer Praxisgebühr ist Teil einer komplexen Debatte über die Zukunft des deutschen Gesundheitssystems. Es ist wichtig, die möglichen Auswirkungen auf Patienten, Ärzte und die Finanzierung des Systems sorgfältig abzuwägen, bevor eine Entscheidung getroffen wird. Eine umfassende Reform des Gesundheitswesens, die sowohl die Kosten senkt als auch die Qualität der Versorgung verbessert, ist dringend erforderlich.

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