Daniela Klette: Mordvorwurf abgelehnt – Was bedeutet das für den RAF-Prozess?

2025-07-09
Daniela Klette: Mordvorwurf abgelehnt – Was bedeutet das für den RAF-Prozess?
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Der Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette hat eine überraschende Wendung genommen. Das Landgericht Verden hat den Vorwurf des versuchten Mordes abgewiesen. Doch was bedeutet diese Entscheidung für den weiteren Verlauf des Verfahrens und die Aufarbeitung der RAF-Terrorismusvergangenheit?

Der Fall Klette: Ein holpriger Prozess

Daniela Klette, eine der letzten noch flüchtigen Mitglieder der Roten Armee Fraktion (RAF), wurde im Januar 2023 nach fast 30 Jahren auf der Flucht festgenommen. Ihm wurde vorgeworfen, in den 1980er Jahren an einer Reihe von Bombenanschlägen beteiligt gewesen zu sein, darunter auch ein versuchter Mord an dem damaligen Richter Wilhelm Bringemeier. Der Prozess in Verden begann im März 2023 und gestaltete sich von Anfang an schwierig. Klette selbst plädierte auf nicht schuldig und machte von ihrem Recht auf Aussageverweigerung Gebrauch.

Die Entscheidung des Gerichts: Kein hinreichender Beweis für Mordversuch

Nun hat das Landgericht Verden eine entscheidende Beweislastentscheidung getroffen. Nach Ansicht der Kammer konnte die Anklage keinen hinreichenden Beweis dafür erbringen, dass Klette die Absicht hatte, Richter Bringemeier zu töten. Ein Gerichtssprecher bestätigte, dass die Kammer zu dem Schluss gekommen ist, dass die Beweismittel nicht ausreichen, um eine Verurteilung wegen versuchten Mordes zu rechtfertigen.

Warum ist diese Entscheidung wichtig?

Die Abweisung des Mordvorwurfs hat weitreichende Konsequenzen für den weiteren Prozessverlauf. Zwar wird Klette weiterhin wegen Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und weiterer Straftaten angeklagt, doch der Mordvorwurf war der schwerste Anklagepunkt. Die Entscheidung signalisiert, dass die Beweislage in diesem Fall komplex und schwierig ist. Es wirft auch Fragen nach der Beweisführung in Terrorprozessen auf, insbesondere wenn die Taten Jahrzehnte zurückliegen und die Beschuldigten sich lange Zeit der Strafverfolgung entzogen haben.

Was bedeutet das für die Aufarbeitung der RAF-Vergangenheit?

Die RAF war eine der bekanntesten und gefährlichsten terroristischen Organisationen Deutschlands. Ihre Aktionen erschütterten das Land in den 1970er und 1980er Jahren und forderten zahlreiche Todesopfer. Die Verurteilung von Klette, auch ohne den Mordvorwurf, wäre ein weiterer Schritt bei der Aufarbeitung dieser dunklen Kapitel der deutschen Geschichte. Die Entscheidung des Gerichts unterstreicht jedoch die Herausforderungen, die mit der Verfolgung von Terroristen verbunden sind, die über lange Zeiträume hinweg untergetaucht waren. Es zeigt, dass selbst nach Jahrzehnten noch Fragen offen bleiben und die Wahrheit ans Licht gebracht werden muss.

Ausblick: Wie geht es weiter im Prozess?

Der Prozess gegen Daniela Klette wird fortgesetzt. Die Verhandlung konzentriert sich nun auf die weiteren Anklagepunkte, insbesondere die Mitgliedschaft in einer terroristischen Organisation und die Beteiligung an Bombenanschlägen. Es bleibt abzuwarten, wie das Gericht diese Vorwürfe bewerten wird und ob Klette letztendlich verurteilt wird. Die Entscheidung des Gerichts im Hinblick auf den Mordvorwurf wird sicherlich die weitere Diskussion über die RAF und ihre Taten befeuern.

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